Darum war Franzi van Almsick am Dienstag in Friedberg

Die Schwimmerin Franziska van Almsick hat einst Welt- und Europameisterschaften gewonnen. Nun steht sie im Friedberger Hallenbad und gibt ihr Wissen an die Viertklässler der Affinger Grundschule und der Vinzenz-Palotti-Schule Friedberg weiter. Mit ihrem Verein „Schwimmkids“ will die ehemalige Spitzensportlerin dazu beitragen, dass die Kinder am Ende ihrer Grundschulzeit sichere Schwimmer sind.

„Bei der nächsten Bahn atmet ihr alle mal über Wasser ein und unter Wasser aus“, erklärt van Almsick den Kindern, die sich große Mühe geben, die Anweisungen gleich in die Tat umzusetzen. Von der Anwesenheit der vielen Politiker und Medienvertreter, die zum Auftritt der Schwimmerin ins Friedberger Hallenbad gekommen sind, lassen sich ihre heutigen Schützlinge nicht aus dem Konzept bringen. Sie zeigen van Almsick, was sie schon gelernt haben und die Schwimmerin gibt Tipps, wie sie ihre Arm- und Beinbewegungen noch verbessern können.

„Jedes Kind, das nicht schwimmen kann, läuft Gefahr zu ertrinken“, erläutert die Sportlerin, die in den 90er-Jahren mehrere Weltrekorde aufgestellt hat. „Es ist nicht mein Ziel, neue Olympiasieger zu suchen, sondern Leben zu retten.“ Sie wolle für das eintreten, was sie liebt, etwas zurückgeben, sagt sie.

Nach der Grundschule soll jedes Kind mindestens eine Schwimmart sicher beherrschen, lautet das Ziel von „Schwimmkids“. „Nach wie vor ist Ertrinken die zweithäufigste Todesursache unter Kindern in Deutschland“, betont van Almsick, warum ihr das Thema so wichtig ist.

Seit 2010 gibt es den Verein nun, 8000 Kinder hätten deutschlandweit mit seiner Hilfe bereits schwimmen gelernt. Er stellt den Lehrern ausgebildete Studenten oder Schwimmtrainer zur Seite, die einen Teil der Kinder im Schwimmunterricht übernehmen. Dadurch sollen die Gruppen kleiner und der Unterricht intensiver werden. Und die Lehrer entlastet.

Denn, wie auch Helmut Micklitz, Direktor der Augsburger Luitpold-Schule, bestätigt: „25 Kinder allein zu unterrichten, ist ein Unding.“ 49 Prozent der Drittklässler an seiner Schule seien absolute Nichtschwimmer, lediglich ein Drittel könne sich mindestens fünf Meter weit über Wasser halten und gelte damit als Schwimmer.

„Manchen Kindern müssen wir erst einmal erklären, wie man sich umzieht und richtig duscht“, macht er die Herausforderungen deutlich, mit denen sich vor allem Lehrer von Brennpunktschulen konfrontiert sähen. In Augsburg startete das Projekt 2016 an der Hans-Adlhoch-Grundschule. Von den insgesamt 107 Grundschulen in Stadt und Landkreis Augsburg sowie im Kreis Aichach-Friedberg beteiligen sich bislang elf. Das sind 1100 Schüler.

Der Verein arbeitet eng mit dem Kreisverband Augsburg/Aichach Friedberg der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zusammen. „95 Prozent der Kinder schaffen jetzt am Ende des Schuljahres das Seepferdchen“, ist Micklitz vom Erfolg des Projekts überzeugt.

Der erste Schritt zum bestandenen Seepferdchen setzt für van Almsick aber schon weit vor dem Schwimmunterricht an. „Für manche Kinder ist schon Haarewaschen unangenehm. Eltern sollten Wasserberührung herstellen, egal ob unter der Dusche, am See oder im Schwimmbad. Das macht es für die Lehrer später leichter“, rät sie.

Und auch für die Kinder hat sie einen abschließenden Rat: „Es klappt nicht immer alles auf Anhieb. Da muss man dran bleiben und üben. Nicht aufgeben und Spaß haben.“ Und Spaß haben die Viertklässler offensichtlich, während sie unter Anleitung der Schwimmerin üben, sich richtig vom Beckenrand abzustoßen.

Stadtzeitung

Von Kristin Deibl